Reizfibrom

Reaktive fibröse Hyperplasie

Ein Reizfibrom, auch als reaktive fibröse Hyperplasie bekannt, ist eine benigne (gutartige) Gewebewucherung der Mundschleimhaut, die infolge chronischer Entzündungen oder anhaltender mechanischer Belastung entsteht. Es handelt sich dabei um fibröse Hyperplasien (bindegewebige Wucherung) und nicht um echte Neoplasien (Neubildungen).

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM D21.9: Bindegewebe und andere Weichteilgewebe, nicht näher bezeichnet

Wucherungen des Zahnfleisches, die aufgrund von störenden Reizen entstehen, werden als Epulis bezeichnet.

Formen der Krankheit

  • Reizfibrom: Allgemeine Bezeichnung für eine gutartige, fibröse Gewebewucherung der Mundschleimhaut.
  • Epulis: Spezifische Wucherung des Zahnfleisches, die aufgrund von störenden Reizen entsteht, oft durch Zahnprothesen oder Zahnstein verursacht.
  • Prothesenrandfibrom: Entsteht durch dauerhafte Druckstellen von schlecht sitzenden Prothesen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Keine spezifischen Unterschiede.

Häufigkeitsgipfel: Tritt häufig bei Erwachsenen auf, die Zahnersatz tragen oder chronischen mechanischen Reizen ausgesetzt sind.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Reizfibrome sind häufige gutartige Läsionen der Mundschleimhaut.

Verlauf und Prognose 

Verlauf

  • Chronische mechanische Reizung: Häufiges Auftreten an Stellen der Mundschleimhaut mit chronischer mechanischer Reizung, wie der Wangeninnenseite.
  • Derbe, gestielte Konsistenz: Reizfibrome haben eine derbe Konsistenz und sind oftmals gestielt.
  • Asymptomatisch: In der Regel verursachen Reizfibrome keine Beschwerden und werden zufällig entdeckt.

Prognose

  • Gute Prognose: Bei vollständiger chirurgischer Entfernung und Beseitigung der auslösenden Ursache ist die Prognose sehr gut.
  • Rezidivgefahr: Besteht, wenn die auslösende Ursache nicht beseitigt wird.

Symptome – Beschwerden

Das Reizfibrom verläuft meist asymptomatisch, d. h. ohne Symptome. In der Regel verursachen die Gewebewucherungen keine Beschwerden.

Folgende Symptome und Beschwerden können auf ein Reizfibrom hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein Reizfibrom und werden oft zuerst bemerkt:

  • Fibröse Hyperplasie: Benigne (gutartige) Gewebewucherung der Mundschleimhaut
    • Häufiges Auftreten an Stellen mit chronischer mechanischer Reizung: Besonders häufig an der Wangeninnenseite; bei ca. 70-90 % der Fälle
    • Derbe Konsistenz: Typischer Tastbefund; bei ca. 80-90 % der Patienten
    • Gestielte Form: Charakteristisch; tritt bei ca. 60-80 % der Betroffenen auf

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Leichte Irritation oder Empfindlichkeit: Tritt bei ca. 10-20 % der Patienten auf

Das Reizfibrom kann sich auch an jeder anderen Stelle der Mundschleimhaut entwickeln, vor allem wenn Störfaktoren wie Prothesenränder oder scharfe Kanten vorhanden sind.

Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)

  • Chronische Entzündung und mechanische Reize: Hauptursachen für die Entstehung von Reizfibromen.
  • Prothesenrandfibrom: Durch dauerhafte Druckstellen von Prothesen verursacht.
  • Scharfe Kanten von Zahnersatz: Können ebenfalls zur Entstehung eines Reizfibroms führen.

Die anhaltende Reizung der Schleimhaut bewirkt dann eine fibröse Hyperplasie des betroffenen Gewebes.

Auch scharfe Kanten von Zahnersatz wie Kronen oder Brücken, aber auch an natürlichen Zähnen, können die Entstehung eines Reizfibroms bedingen.

Folgeerkrankungen

  • Keine direkten Folgeerkrankungen bekannt.
  • Rezidivgefahr (Wiederauftreten der Erkrankung) bei Nichtbeseitigung der auslösenden Ursache.

Diagnostik

  • Mechanische Ursachen: Oft sichtbar.
  • Differentialdiagnostik: Neoplastische Erkrankungen (Tumorerkrankungen) müssen ausgeschlossen werden.
  • Histologische Untersuchung: Des entfernten Gewebes ist unerlässlich.

Therapie

  • Chirurgische Entfernung unter Lokalanästhesie (örtliche Betäubung).
  • Histologische (feingewebliche) Untersuchung des entfernten Gewebes.
  • Beseitigung der auslösenden Ursache zur Vermeidung von Rezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung).

Literatur

  1. Horch HH: Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH. 4. Aufl. 2006
  2. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.