Chirurgische Therapie bei Kiefergelenkserkrankungen

Kiefergelenkserkrankungen, auch bekannt als Temporomandibuläre Dysfunktionen (TMD), umfassen eine Reihe von Erkrankungen, die das Kiefergelenk und die umliegenden Muskeln betreffen. In einigen Fällen, insbesondere wenn konservative Behandlungen nicht erfolgreich sind, kann eine chirurgische Therapie erforderlich sein.

Indikationen für eine chirurgische Intervention

  • Schwere Dysfunktionen: Eingeschränkte Beweglichkeit des Kiefergelenks, chronische Schmerzen, anhaltende Kiefergelenkgeräusche.
  • Strukturelle Anomalien: Fehlbildungen, Arthrose, interne Derangement*.

*Das interne Derangement des Kiefergelenks ist ein Zustand, bei dem die anatomische Beziehung zwischen den Teilen des Kiefergelenks, insbesondere zwischen dem Discus articularis (dem Gelenkknorpel) und dem Gelenkkopf des Unterkiefers, gestört ist. Diese Anomalie kann zu Schmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit und anderen funktionellen Beeinträchtigungen führen.

Diagnostik und Planung

  • Klinische Beurteilung: Untersuchung von Schmerzpunkten, Bewegungseinschränkungen und Gelenkgeräuschen.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgen, Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) zur genauen Beurteilung der Kiefergelenkstruktur.

Chirurgische Verfahren

  1. Arthroskopie: Minimale invasive Chirurgie zur Diagnose und Behandlung von Gelenkstörungen.
  2. Offene Chirurgie: Bei komplexen oder schwerwiegenden Fällen wie schwerer Arthrose oder Anomalien.
  3. Kiefergelenkersatz: Einsatz künstlicher Gelenkstrukturen bei schwerer Degeneration oder Zerstörung des Gelenks.

Nachsorge und Rehabilitation

  • Schmerzmanagement: Verwendung von Schmerzmitteln und Entzündungshemmern.
  • Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit und zur Stärkung der Muskulatur.
  • Ernährungsberatung: Weiche Kost zur Entlastung des Kiefergelenks in der Heilungsphase.

Mögliche Komplikationen

  • Infektionen: Seltene, aber mögliche Komplikation nach chirurgischen Eingriffen.
  • Nervenverletzungen: Risiko von temporären oder permanenten Sensibilitätsstörungen.
  • Postoperative Dysfunktion: Mögliche anhaltende Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen.

Fazit

Die chirurgische Therapie bei Kiefergelenkerkrankungen ist eine wichtige Behandlungsoption für Fälle, bei denen konservative Methoden nicht ausreichend sind.

Eine genaue Diagnose, sorgfältige chirurgische Planung und umfassende Nachsorge sind entscheidend, um die besten Ergebnisse zu erzielen und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.

Literatur

  1. Horch HH. (2005). Zahnärztliche Chirurgie (4. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  2. Schwenzer N & Ehrenfeld M. (2019). Zahnärztliche Chirurgie (5. Aufl.). Thieme Verlag.
  3. Filippi A, Saccardin F & Kühl S. (2022). Das große 1 x 1 der Oralchirurgie (1. Aufl.). Quintessenz Verlag.