Periotron-Messverfahren
Mithilfe des Periotron®-Messverfahrens wird die Entzündung eines Parodonts (Synonym: Periodont, Zahnhalteapparat) durch die quantitative Bestimmung, der im Sulkus (Furche zwischen Zahn und Zahnfleisch) abgesonderten Flüssigkeit diagnostiziert. Deren Menge steht in Korrelation (Wechselbeziehung) zum Entzündungsgrad der parodontalen Gewebe.
Dank des wachsenden Gesundheitsbewusstseins nimmt die zahnärztliche Frühdiagnostik einen größeren Raum ein als noch vor einigen Jahren. Dabei beziehen sich die diagnostischen Maßnahmen nicht nur auf Erkrankungen der Zähne wie z. B. Karies (Zahnfäule) oder Erosionen (Zahnhartsubstanzverlust durch Säureeinwirkung), sondern auch auf den Zustand des Parodonts (Zahnhalteapparat). Hier ist es sinnvoll, frühe Warnzeichen einer Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) zu entdecken, um so durch engmaschigere Nachsorgetermine und Intensivierung oder Verbesserung der Mundhygienetechnik irreversible Schäden abzuwenden. Auch Anzeichen einer Periimplantitis (Entzündung der Umgebung eines Implantats) sind diagnostizierbar.
Bevor sich eine Entzündung des Zahnhalteapparates in Form einer Parodontitis entwickeln kann, entsteht zunächst eine Entzündung des marginalen (Rand-) Anteils des Parodonts, die Gingivitis (Zahnfleischentzündung). Die Menge der im Sulkus (Furche zwischen Zahn und Zahnfleisch) abgesonderten Flüssigkeit nimmt mit dem Schweregrad der entzündlichen Zahnfleischveränderung zu und ist in frühen Erkrankungsstadien besonders aussagekräftig. Bei einer fortgeschrittenen Parodontitis hingegen nimmt das Exsudat (abgesonderte Flüssigkeit) wieder ab.
Zielsetzung des Peritron®-Messverfahrens
Vor der Durchführung des Periotron®-Messverfahrens ist das Ziel, eine entzündliche Erkrankung der Gingiva oder des Parodonts frühzeitig zu diagnostizieren. Durch die quantitative Bestimmung der im Sulkus abgesonderten Flüssigkeit kann der Entzündungsgrad der parodontalen Gewebe objektiv beurteilt werden. Das Verfahren dient auch der Motivation des Patienten zur Optimierung der Mundhygienetechnik und wird zur Frühdiagnostik sowie Verlaufs- und Nachkontrollen bei parodontal erkrankten Patienten eingesetzt.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Das Periotron®-Messverfahren zur elektronischen Auswertung der Fließrate (Menge) der Sulkusflüssigkeit liefert objektive und reproduzierbare Ergebnisse und wird somit sinnvollerweise angewendet:
- Zur Frühdiagnostik einer entzündlichen Erkrankung der Gingiva (des Zahnfleischs) bzw. des Parodonts (des Zahnhalteapparates)
- Im Rahmen von Verlaufs- und Nachkontrollen parodontal erkrankter Patienten
- Als überzeugende Motivationshilfe im Patientengespräch zur Optimierung der Mundhygienetechnik
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Keine
Das Verfahren
- Zunächst spült der Patient zweimal mit Wasser für 10 Sek. aus.
- Noch verbliebener Speichel wird ausgespuckt.
- Nach 30 Sek. wird neu gebildeter Speichel nochmals heruntergeschluckt.
- Für 10 Sek. wird mit 3 ml destilliertem Wasser ausgespült.
- Die Zähne werden mit Watterollen trockengelegt, um das Verfälschen des Messwerts durch Speicheltropfen zu verhindern.
- Zum Messen der minimalen Flüssigkeitsmenge wird ein genormter Filterpapierstreifen (Periopaper) verwendet.
- Dieser wird vorsichtig, ohne Schmerzen zu verursachen, in die Zahnfleischtasche geschoben, bis ein leichter Widerstand zu spüren ist.
- Das Exsudat wird 5 - 30 Sekunden lang aufgesogen (Herstellerangaben beachten).
- Das Filterpapier wird im Periotron® zwischen Sensoren (Kondensierfeld) geklemmt, die unmittelbar den Wert der dielektrischen Konstante messen, welche sich durch die Flüssigkeit verändert.
- Die elektrische Kapazität der Sensoren des Kondensators steigt mit der Menge der Sulkusflüssigkeit.
- Der digital angezeigte Zahlenwert korreliert mit dem Flüssigkeitsvolumen und dem Schweregrad der Entzündung.
Mögliche Befunde
Messwert | Grad der Erkrankung |
0 - 10 | gesund |
10 - 40 | leichte Gingivitis (Zahnfleischentzündung) |
> 40 | etablierte Gingivitis oder Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) |
Mögliche Komplikationen
Auf das sachgemäße Trockenlegen der zu untersuchenden Zähne muss großen Wert gelegt werden, da vom Filterpapier anstelle des Sulkusflüssigkeit aufgesaugter Speichel die Messwerte verfälschen kann.
Literatur
- Tinschert J: Zahnheilkunde in Checklisten. Band 1. Spitta Verlag 2002
- Schrott AR, Linke JJ, Graef F, Wichmann MG, Heckmann SM: Teleskopstabilisierter Zahnersatz auf zwei interforaminalen Implantaten- klinische und röntgenologische 10-Jahres-Ergebnisse. Zeitschrift für Zahnärztliche Implantologie 2004; 20(2): 103
- Heidemann D. (2007). Parodontologie (4. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
- Müller HP. (2012). Checklisten der Zahnmedizin Parodontologie (3. Aufl.). Thieme Verlag.
- Roulet JF, Fath S & Zimmer S. (2017). Zahnmedizinische Prophylaxe (5. Aufl.). Elsevier, München / Urban & Fischer.
- Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.
- Hellwege KD. (2018). Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe (7. aktualisierte und erweiterte Aufl.). Thieme Verlag.
- Eickholz P. (2021). Parodontologie von A bis Z (2. Aufl.). Quintessence Publishing.