Zahntransplantation von Weisheitszähnen
Die Zahntransplantation, speziell die Transplantation von Weisheitszähnen, ist ein anspruchsvolles chirurgisches Verfahren in der Zahnmedizin, bei dem ein patienteneigener Zahn (autogen) an eine andere Stelle im Mund verlagert wird. Diese Technik wird vor allem dann angewandt, wenn ein Zahn aufgrund von Schädigung oder Krankheit entfernt werden musste und ein Ersatz erforderlich ist. Weisheitszähne, die häufig als Spenderzähne genutzt werden, sind besonders geeignet, da sie oft keine direkte Funktion im Gebiss haben und in vielen Fällen entfernt werden.
Ein wesentlicher Aspekt dieser Methode ist, dass der transplantierte Zahn vom Körper selbst stammt (autogen bzw. autolog), was bedeutet, dass der Spender und der Empfänger identisch sind. Dies minimiert das Risiko von Abstoßungsreaktionen, da das Immunsystem des Körpers den transplantierten Zahn als eigenes Gewebe erkennt.
Zahnkeimtransplantationen beziehen sich auf die Verlagerung von Zähnen, die sich noch im Entwicklungsstadium befinden und deren Wurzelwachstum noch nicht abgeschlossen ist. Diese Art der Transplantation wird in der Regel für junge Patienten in Betracht gezogen, bei denen die Weisheitszähne noch nicht vollständig ausgebildet sind.
Das Hauptziel dieser Verfahren ist es, die natürliche Funktion und Ästhetik des Gebisses zu erhalten oder wiederherzustellen. Dabei werden Lücken geschlossen, die durch den Verlust von Zähnen entstanden sind, und die Integrität des Zahnbogens aufrechterhalten. Die Zahntransplantation bietet eine Alternative zu herkömmlichen prothetischen Methoden wie Brücken oder Implantaten und nutzt dabei das Potenzial vorhandener natürlicher Zähne.
Zielsetzung einer Transplantation von Weisheitszähnen
- Erhaltung der natürlichen Funktion und Ästhetik: Das Hauptziel der Transplantation von Weisheitszähnen ist es, die natürliche Funktion und Ästhetik des Gebisses zu erhalten oder wiederherzustellen. Durch das Schließen von Lücken, die durch den Verlust von Zähnen entstanden sind, wird die Integrität des Zahnbogens aufrechterhalten und die Kaufunktion verbessert.
- Alternative zu prothetischen Lösungen: Die Zahntransplantation bietet eine Alternative zu herkömmlichen prothetischen Methoden wie Brücken oder Implantaten. Durch die Nutzung vorhandener natürlicher Zähne wird das Potenzial für eine natürliche Funktion und Ästhetik genutzt, während gleichzeitig das Risiko von Komplikationen wie Implantatabstoßung minimiert wird.
- Vermeidung von Zahnbogenlücken: Die Transplantation eines Weisheitszahnes kann verwendet werden, um Lücken im Zahnbogen zu schließen, die durch den Verlust anderer Zähne entstehen. Dies hilft, die Integrität des Zahnbogens zu erhalten und eine korrekte Okklusion zu gewährleisten.
- Prävention einer verkürzten Zahnreihe: Durch die Transplantation eines Weisheitszahnes kann eine Verkürzung der Zahnreihe vermieden werden, insbesondere im Falle des Verlusts von Molaren. Dies ist wichtig für die Aufrechterhaltung einer ausgewogenen Kaufunktion und Ästhetik.
- Erhaltung des natürlichen Kauflächengefühls: Die Verwendung von autogenen Zähnen zur Transplantation ermöglicht es, ein möglichst natürliches Kauflächengefüge zu bewahren, was sowohl für die Funktion als auch für die Ästhetik des Gebisses von Vorteil ist.
Indikationen
- Ersatz von nicht erhaltungswürdigen Molaren (Backenzähnen): In bestimmten Fällen, in denen Sechs- oder Zwölfjahrmolaren aufgrund von schweren strukturellen Schäden, ausgedehnter Karies oder anderen Problemen nicht erhalten werden können, kann eine Zahntransplantation als Ersatzoption in Betracht gezogen werden.
- Vermeidung von Zahnbogenlücken: Die Transplantation eines Weisheitszahnes oder Weisheitszahnkeimes kann verwendet werden, um Lücken im Zahnbogen zu schließen, die durch den Verlust von Sechsjahrmolaren entstehen. Dies hilft, die Integrität des Zahnbogens und die Funktionalität des Kiefers zu erhalten.
- Prävention einer verkürzten Zahnreihe: Bei Verlust von Zwölfjahrmolaren kann durch die Transplantation eines Weisheitszahnes eine Verkürzung der Zahnreihe vermieden werden. Dies ist besonders wichtig für die Aufrechterhaltung einer ausgewogenen Kaufunktion und Ästhetik.
- Erhaltung des natürlichen Kauflächengefüges: Die Verwendung von autogenen Zähnen zur Transplantation ermöglicht es, ein möglichst natürliches Kauflächengefüge zu bewahren, was sowohl für die Funktion als auch für die Ästhetik von Vorteil ist.
- Alternative zu prothetischen Lösungen: In Fällen, in denen Prothesen oder Brücken nicht ideal sind oder abgelehnt werden, bietet die Zahntransplantation eine mögliche Alternative.
- Junge Patienten mit gesunden Weisheitszähnen: Die Transplantation ist besonders bei jüngeren Patienten mit noch in der Entwicklung befindlichen Weisheitszähnen und genügend Platz im Kiefer eine Option.
Kontraindikationen
- Allgemeine Gesundheitsprobleme: Systemische Erkrankungen, die das Risiko von Infektionen oder Komplikationen während und nach der Operation erhöhen, wie z. B. unkontrollierter Diabetes, schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Immunschwäche.
- Schlechte Mundhygiene: Eine schlechte Mundhygiene und das Vorliegen von aktiven Parodontalerkrankungen können das Risiko für postoperative Infektionen und das Scheitern der Transplantation erhöhen.
- Unzureichende Knochenstruktur: Ein mangelhafter Knochen in dem Bereich, in den der Zahn transplantiert werden soll, kann die erfolgreiche Einheilung des Zahnes verhindern.
- Pathologische Veränderungen: Vorhandensein von Zysten, Tumoren oder anderen pathologischen Veränderungen im Kieferbereich, die eine sichere Transplantation verhindern.
- Nicht abgeschlossenes Wachstum: Bei jüngeren Patienten, deren Kieferknochen noch nicht vollständig ausgewachsen sind, kann eine Transplantation zu Problemen in der Kieferentwicklung führen.
- Ungeeignete Zahngröße oder -form: Wenn der zu transplantierende Zahn nicht der Größe oder Form des Extraktionslagers entspricht, kann dies zu Problemen bei der Einheilung und Funktionalität führen.
- Erkrankungen des zu transplantierenden Zahnes: Vorhandensein von Karies, ausgeprägten Wurzelfüllungen oder strukturellen Schäden am zu transplantierenden Zahn.
- Allergien oder Unverträglichkeiten: Gegen Materialien, die während des Transplantationsverfahrens verwendet werden könnten.
Vor der Operation
- Klinische Untersuchung und Planung: Umfasst das Ausmessen der Lücke für den zu transplantierenden Zahn und die Beurteilung der Mundgesundheit.
- Radiologische Diagnostik: Röntgenaufnahmen, einschließlich Orthopantomogramm (OPG) und ggf. spezielle Zahnfilme, zur Beurteilung der Zahnposition und Wurzelentwicklung.
- Aufklärung über Risiken: Diskussion möglicher Risiken wie Verlust des transplantierten Zahnes, Infektionsrisiko und Beschädigung umliegender Strukturen.
- Vorbereitung des Transplantationslagers: Entfernung des nicht erhaltungswürdigen Zahnes und Herstellung eines geeigneten Aufnahmelagers.
Das Operationsverfahren
- Freilegung des zu transponierenden Zahnes: Der zu verpflanzende Zahn wird operativ freigelegt. Dies betrifft insbesondere retinierte oder verlagerte Zähne.
- Vorbereitung des Zahnes:
- Bei abgeschlossenem Wurzelwachstum wird eine Wurzelkanalfüllung durchgeführt.
- Falls nötig, wird eine Wurzelspitzenresektion vorgenommen, um die Wurzelspitze zu kürzen und eine optimale Passform für das Transplantationslager zu gewährleisten.
- Zwischenzeitliche Lagerung des Zahnes: Der Zahn wird in einer sterilen Lösung, meist in Patientenserum, gelagert, um die Vitalität des Zahnes zu erhalten.
- Vorbereitung des Transplantationslagers:
- Entfernung des nicht erhaltungswürdigen Zahnes, falls vorhanden.
- Sorgfältige Präparation und Anpassung des Transplantationslagers, um sicherzustellen, dass der zu transponierende Zahn passgenau und stabil sitzt.
- Transplantation des Zahnes:
- Der vorbereitete Zahn wird in das Transplantationslager eingesetzt.
- Die Positionierung des Zahnes wird kontrolliert und bei Bedarf angepasst.
- Stabilisierung des transplantierten Zahnes:
- Der transplantierte Zahn wird mittels Schienung an den benachbarten Zähnen fixiert, um eine stabile Einheilung zu gewährleisten.
- Diese Schienung bleibt für die Dauer der Einheilphase bestehen.
Anästhesieverfahren: Lokalanästhesie (örtliche Betäubung)
Operationsdauer: 1-2 Stunden
Nach der Operation
- Ruhigstellung des Transplantats: Der transplantierte Zahn wird in der Regel durch Schienung an den Nachbarzähnen stabilisiert.
- Postoperative Pflege: Sorgfältige Mundhygiene und Vermeidung von Belastung des Transplantats während der Einheilungsphase.
- Regelmäßige Nachuntersuchungen: Überwachung des Heilungsverlaufs und der Integration des transplantierten Zahnes.
Mögliche Komplikationen
Frühkomplikationen
- Infektion: Infektion des Transplantatbetts oder des umliegenden Gewebes.
- Blutungen: Blutungen während oder nach der Operation.
- Verletzung des Zahnes oder umliegender Strukturen: Beschädigung des transplantierten Zahnes oder benachbarter Zähne und Gewebe.
Spätkomplikationen
- Nicht-Einheilung des Transplantats: Der transplantierte Zahn heilt nicht ordnungsgemäß ein oder wird abgestoßen.
- Wurzelresorption: Der transplantierte Zahn kann eine Wurzelresorption erfahren, was zum Verlust des Zahnes führen kann.
- Funktionsstörungen: Probleme bei der Okklusion (Zusammenbiss) oder beim Kauen.
- Ästhetische Probleme: Der transplantierte Zahn passt möglicherweise nicht perfekt in das ästhetische Erscheinungsbild des Gebisses.
Prognose
Der Erfolg der Operation hängt davon ab, inwieweit der Zahn bzw. Zahnkeim in ein gefäßreiches Weichteillager eingebracht werden kann und ob die Wurzelhaut des zu transplantierenden Zahnes bei seiner vorangehenden operativen Entfernung weitgehend unverletzt bleibt. Des Weiteren darf der transplantierte Zahn während der Einheilungsphase nicht belastet werden. Auch eine postoperative Infektion kann zur Verschlechterung der Prognose beitragen.
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