Erwachsenenkieferorthopädie

Die Kieferorthopädie bei Erwachsenen hat sich zu einem wesentlichen Bestandteil der modernen Zahnmedizin entwickelt. Sie unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der Kinder- und Jugendkieferorthopädie und erfordert spezifische Behandlungsansätze und Überlegungen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Aspekte der Erwachsenenkieferorthopädie.

Besonderheiten der Erwachsenenkieferorthopädie

  • Biologische und physiologische Unterschiede: Im Vergleich zu jungen Patienten zeigen Erwachsene eine langsamere zelluläre Reaktion, was die Bewegung der Zähne beeinflussen kann. Zudem können vorhandene Zahnprobleme wie Parodontitis oder vorheriger Zahnverlust die Behandlungsoptionen und -ergebnisse beeinträchtigen.
  • Ästhetische Anforderungen: Erwachsene Patienten bevorzugen oft unauffälligere kieferorthopädische Lösungen, wie z.B. durchsichtige Aligner oder Lingualtechnik.

Innovative Behandlungsmethoden

  • Transparente Aligner: Eine populäre Option für Erwachsene, die eine diskrete Behandlungsmöglichkeit bieten.
  • Lingualspangen: Bieten eine unsichtbare Behandlungsalternative, indem sie an der Innenseite der Zähne befestigt werden.
  • Keramik- und Saphirbrackets: Ästhetisch ansprechende Alternativen zu traditionellen Metallbrackets.

Interdisziplinäre Behandlungsansätze

  • Enge Zusammenarbeit mit Parodontologen, Endodontisten und Prothetikern ist oft erforderlich, insbesondere bei erwachsenen Patienten mit komplexen dentalen Problemen.

Herausforderungen in der Behandlung

  • Langsamere Zahnbewegung: Bei Erwachsenen kann die Zahnbewegung langsamer und der Behandlungsverlauf länger sein.
  • Management von Knochen- und Zahnfleischgesundheit: Aufgrund von Alterungsprozessen und möglichen vorherigen Zahnfleischerkrankungen müssen diese Faktoren sorgfältig gemanagt werden.

Patientenkommunikation und -management

  • Patientenaufklärung: Eine umfassende Aufklärung über Behandlungsoptionen, -dauer und -erwartungen ist entscheidend.
  • Berücksichtigung des Lebensstils: Anpassung der Behandlungspläne an den Beruf und den sozialen Kontext der Patienten.

Technologische Fortschritte

  • Digitale Behandlungsplanung: 3D-Bildgebung und computerunterstützte Design- und Fertigungsprozesse ermöglichen präzisere und individualisierte Behandlungspläne.
  • Telemedizin: Bietet flexible Möglichkeiten für Beratung und Betreuung, was besonders für beschäftigte Erwachsene von Vorteil ist.

Fazit

Die Kieferorthopädie für Erwachsene stellt eine einzigartige und wachsende Disziplin in der Zahnmedizin dar, die spezialisierte Ansätze und Technologien erfordert. Mit dem richtigen Management und unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse jedes Patienten können kieferorthopädische Behandlungen auch im Erwachsenenalter effektiv und zufriedenstellend durchgeführt werden.

Literatur

  1. Diedrich P. (2000). Kieferorthopädie I-III (1. Aufl.). Elsevier, München / Urban & Fischer.
  2. Knak S. (2003). Praxisleitfaden Kieferorthopädie (1. Aufl.). Elsevier, München / Urban & Fischer.
  3. Sander FG, Schwenzer N, Ehrenfeld M, Ahlers MO, Bantleon HP. (2011). Kieferorthopädie (2., neu erstelle und erweiterte Aufl.). Thieme Verlag.
  4. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.